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Markus Wäger  Photography

Vorbereitung

Für diese Resie benötigen wir ein Visum für Aserbaidschan und den Iran. Für das Iran Visum werden einige Dokumente benötigt (Reisebericht, Fingerabdrücke, Lebenslauf usw.). Für das Fahrzeug braucht es ein Carnet de Passage, das ist beim TCS erhältlich, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wenn alles klappt starten wir am 04. April 2019.

 

Der alte Landy Jahrgang 1984 wurde auf Herz und Nieren geprüft, alle Dokumente sind vorhanden. Wir freuen uns auf neue Kulturen, auf Menschen und Abenteuer, auf prähistorische Stätten die bis zu den Wurzeln der Menschheit zurück reichen.

 

Am Samstag 30. März ab 20.00 Uhr gibt es noch ein kleines Abschiedsfest in der Stromerei und dann geht es bald los....

 

4. April 2019, Donnerstag, endlich geht's los!!!

Nachdem unsere 123 Musiker-Kollegen Beetli und Benno "Muäs i denn zum Städdelä hinaus" gespielt haben, starteten wir den V8-Motor und fuhren Richtung Osten. Das Wetter war die ganze Fahrt bis zum Brennerpass perfekt und trocken. Hinter dem Brenner ging's dann aber richtig los, Regen und nochmals Regen. Wir sind heute bis Verona gekommen und haben das Zelt im Regen aufgestellt. Bis jetzt ist es dicht und wir sind's auch. Gute Nacht, John-Boy!!

 

 

5. - 8. April 2019

Nachdem wir das nasse Zelt in Verona wieder verstaut haben, gings nach Jesolo. Nur Autobahn, ohne Probleme, der V8 schnurrt wie Katze. In Jesolo am Strand haben wir ein schönes Plätzchen gefunden und das Zelt ausgetrocknet. Zum Znacht gabs dann selbstgemachte Spagetti mit Feritgsauce und Moretti-Bier. LECKER! Die Nacht war trocken aber kalt. 

Am nächsten Tag fuhren wir dann die paar km zum Fährhafen nähe Venedig. Wir waren etwas früh dort und die Fähre hatte zudem ein paar Stunden Verspätung. So war der Samstag nicht sehr erlebnisreich, jedoch gabs in der Kabine eine schöne warme Dusche. Wir hatten uns auf 30 Stunden Fahrzeit eingestellt. Die geplante Ankunft in Griechenland war 2200h. Wir wussten, dass wir bei Regen ankommen werden und in der Nacht einen Zeltplatz suchen mussten. Doch etwa 4 Stunden vor Ankunft sagte eine freundliche Durchsage-Stimme "wir werden 8 Stunden Verspätung haben! Dafür ist das Nachtessen offeriert und auch die Kabine steht gratis für eine zweite Nacht zur Verfügung." Selten haben sich Kusi und ich so über eine Verspätung gefreut, blieb uns doch die Suche nach einem Zeltplatz und das Aufstellen des Dachzeltes bei Regen erspart.  

Am Montag morgen sind wir dann in Griechenland angekommen. Ratet mal was für Wetter wir hatten. Genau, nass und kalt. Wir haben uns schon gefragt, ob wir versehentlich nach Norwegen gefahren sind, gell Beetli! Wir fuhren also von der Fähre runter und reisten der Küste entlang richtung Piräus, wo am Montag abend die nächste Fähre auf uns wartet. Wir sind wieder etwas früh dort gewesen und konnten noch das halbverfallene Piräus entdecken. Nun fährt das Schiff los und wir sind morgen auf Chios (kleine Insel vor Türkei). Wir freuen uns jetzt schon auf einen feinen Fisch!

 

 

10. - 12. April 2019

Wir sind um 4 Uhr morgens auf Chios angekommen. Es war kalt,nass, windig und dunkel. Unsere geplante Erkundungstour auf der Insel haben wir schnell abgebrochen, da das Wetter garstig blieb.  Dafür haben wir uns ein schönes Hotel gegönnt. Mit Dusche und feinem Frühstücksbuffet!

Am nächsten Morgen gings dann mit er Fähre in die Türkei. Die kleine Fähre ist fast untergegangen als wir den schweren LandRover darauf parkierten. Aber es funktionierte und eine halbe Stunde später waren wir auf dem asiatisen Kontinent. Nach der recht stressigen Zollkontrolle, angefangen mit Passkontrolle, dann Wagenpapierkontrolle und abschliessendem Röntgen des Wageninneren (und das alles ohne Englisch auf der anderen Pultseite!) gönnten wir uns den ersten türkischen Kaffe und eine feine Hühnersuppe. Noch schnell Autobahnvignette kaufen und Geld wechseln und schon waren wir auf dem Weg nach Efesus. 

Dort angekommen waren wir sofort fasziniert von der Schönheit dieser einst reichsten Stadt der Welt. Wunderschöne Bauten und Ruinen konnten wir bei bestem Wetter fotografieren. Danach machten wir uns auf nach Pamukkale, diesem Kalksinterterrassen mit warmen Quellwasser. Dort angekommen suchten wir einen Schlafplatz. Weit oben auf dem Berg haben wir diesen wunderschönen Spot auch gefunden. Zwar windig aber mit spektakulärer Aussicht!

Am nächsten Tag waren wir einer der ersten Besucher und konnten das Naturschauspiel fast ungestört geniessen. Wir konnten wunderschöne Fotos machen und die Füsse im seichwarmen Quellwasser aufwärmen (nicht waschen!!) Nach 2 Stunden kamen dann die Busse mit den Südkoreanern. Höchste Zeit die noch 300 km lange heutige Etappe anzugehen. Die Strassen in der Türkei sind in absolut super Zustand (bis jetzt, vielleicht ändert sich das im zweiten Teil des Landes noch) und wir kommen zügig vorwärts. Die Uebernachtung haben wir an einem wunderschönen See, ohne Campingplatz gemacht. Abenteuer pur!

Am nächsten Tag sind wir dann wieder gut vorwärts gekommen und haben wieder 400 km geschaft. Wir sind in Kappadokkien angekommen und haben einen wunderschönen Zeltplatz gefunden. 

 

13. - 14. April 2019

Die Nacht war kühl aber trocken. Früh morgens um 5 h wurden wir durch Ventilatoren gewecket. Wir krochen aus dem Zelt und sahen wie sich (ungelogen) ca. 150 Heissluftballone parat machten, die wundersame und mystische Gegend von Kappadokien zu erkunden. Es war ein  Bild für Götter, so viele Ballone auf einmal in der Luft haben wir noch nie gesehen. Und das bei bestem Sonnenaufgangslicht. Kusi hat fotografiert bis der Akku leer war!

Nach einem ausgiebigen Frühstück zogen wir dann zu Fuss weiter und bestiegen die sureale Welt von Kappadokien. Herrliche Felsformationen in verschiedenen Farbtönen, dazu diese Tuffsteinbehausungen, die seit jahrtausenden bewohnt sind. Nachweislich ist dieses Gebiet eines der ersten dauerhaft bewohnten Gebiete auf der Welt. Das kann man auch spüren. Zum Teil sind ganze Felsen ausgehölt und nebst Wohnraum, Stallungen und Lagerräumen kann man ganze Kirchen im Fels bestaunen. Zudem sind viele Felszeichnungen mit kunstvollen Freskenmalereien geschmückt. 

Am nächsten Tag sind wir dann noch Göreme besuchen gegangen, ebenfalls eine Stadt im Fels. Es war sehr spannend und hat uns völlig begeistert. 

Fast schon schweren Herzens, nicht zuletzt weil der Zeltplatz super ist, zieht es uns weiter Richtung Osten. Die nächste Woche soll wieder kalt werden, wir rechnen auf den Pässen mit Schnee. Es bleibt spannend!!

 

 

15. - 17. April 2019

Heute Weiterfahrt nach Malatya. Jetzt kommen die Streckenabschnitte bis zur iranischen Grenze, in denen wir Kilometer fressen müssen. Sonst schaffen wir es nie in den Iran. Nach gut 500 km haben wir Malatya erreicht. Das Wetter ist immer noch garstig zu uns und wir nehmen ein 4*Hotel (kostet hier fast nix mehr, auf jeden Fall weniger als ein Zeltplatz im Tessin). Auch das ausgezeichnete türkische Abendessen mit Salat, Hauptgang und Dessert und (alkoholfreien) Getränken kostet für beide keine 10 Franken mehr.

Am nächsten Tag möchten wir einen Umweg (schlaffe 300 km) machen um die Weltkultur-Stätte "Nemrut Dagi" zu besuchen. Die Ausgrabung befindet sich am Euphrat in sehr bergigem Gelände. Wir prügeln den Landrover über ungeteerte Strassen Richtung Süden. Es dauert auf diesen Strassen ewig, ein paar Kilometer zu schaffen. Nach Stunden haben wir es dann doch geschafft. Wir stehen auf 2150 m über Meer an einem mystischen Platz mit dem grössten je geschaffenen Grabhügel der Menschheitsgeschicht. Nur sehen können wir ihn nicht, den Berg, alles voll im Neben. Kusi holt das Maximum aus seiner Kamera raus, aber im Nebel muss schliesslich auch er aufgeben. Die Rückfahrt dauert wiederum Stunden, als Trost essen wir die süssen getrockneten Aprikosen, die wir vortags gekauft haben.

Am nächsten Tag schaffen wir wieder über 600 km nach Tatvan. Wir freuen uns auf morgen, soll besseres Wetter geben und den Blick auf den 3000m hohen Vulkan frei geben!

 

 

18.- 21. April 2019

Nach einer Tagesetappe mit 600 km sind wir am Van-See angekommen. Es ist unser letzter Tag in der Türkei. Wir haben bis hierher rund 4000 km mit dem alten Landrover geschafft. Wir sind jetzt auf 1800 m.ü.M. Wir lassen es uns nochmals gut gehen und checken im Hilton ein. Am Abend besuchen wir dann ein Hamam. Diese türkischen Bäder (nur für Männer) sind unheimlich prunkvoll mit Marmor ausgestattet und sind  wunderschön entspannend. Zum Schluss gönnen wir uns noch eine Massage. Wir fühlen uns wie im Paradies! 

Am nächsten Morgen können wir die Nervosität förmlich spüren. Heute geht's in den Iran. Wird alles gut gehen, schaffen wir die hohen Pässe bis zur Iranischen Grenze? Die letzten 200 km haben es nochmals in sich. Vom Van-See geht es nochmals rund 900 m rauf. Wir fahren an verschneiten Berghängen entlang und erreichen endlich den 2'644 m hohen Pass der zur Grenze führt.

An der türkischen Grenze erwarten uns grosse und stabile Eisentore. Es öffnet sich, wir fahren rein, es schliesst sich. Ueberall Militär mit Sturmgewehren und Polizei. Ein mulmiges Gefühl. Die Pässe und Wagenpapiere werden kontrolliert. Am Schluss noch ein Blick in den Wagen. Diese Prozedur gibt es gleich 3 mal. Erst nachdem sich die 3. Sperre geöffnet hat, kommen wir vor dass Eisentor der Iraner. Es erwarten uns 2 freundliche Beamte und begrüssen uns mit Handschlag. Wir sind begeistert. Wagenpapiere und Pässe werden abgenommen, wir sollen draussen warten. Wir denken uns nix böses und fühlen uns schon angekommen. Und dann die grosse Ueberraschung. "Sorry, you have to turn back!" WAS? Wir sind sprachlos. Wieso wollen wir wissen. Es gibt ein neues Gesetz im Iran, nur Wagen mit kleinerem Hubraum als 2,5  L dürfen einreisen. Der LR hat aber 3,5 L! Wir sind etwas von der Rolle und telefonieren mit der Botschaft. Doch keiner kennt dieses neue Gesetz. Wir beschliessen das Ganze auszusitzen. Nach rund 2 Stunden kommt dann der Chefbeamte höchstpersönlich und meint es gehe jetzt doch. Wir müssen aber 100 Euro Schmiergeld zahlen. Wir zahlen gerne und können nun endlich einreisen. Wir sind im Iran!!!

Wir beschliessen wegen der Dunkelheit nicht mehr weiter zu fahren und schlagen das Zelt auf. Wir trinken unser letztes Bier und die Appenzeller von Beetli (haben wir durchgeschmuggelt!) Am nächsten Morgen, es ist kalt und nass und wir haben nix zum frühstücken, hält ein Auto neben uns. Ein junger Kerl springt raus und legt uns ein Brot auf den Tisch und bietet uns Honig an. Als ich schon Geld holen wollte, grüsste er uns nochmals freudlich, steigt in seinen Wagen und fährt los. Wir bleiben verwundert zurück, das ist also die iranische Gastfreundschaft!

Wir fahren weiter nach Tabriz. Die grosse Handelsstadt an der Seidenstrasse. Seit 3000 Jahren ein Ort wo Handel betrieben wird und alle Karavanen ob aus China oder Jemen durchkamen.  Nachdem wir uns durch den mörderischen Verkehr durchgekämpft haben, checken wir in einem Hotel ein und machen uns sofort in Richtung Bazar auf. Wir sind wiederum überwältigt. Auf 7 Quadratkilometer Fläche erstreckt sich dieser Bazar. Weltweit der grösste und wohl auch einer der ältesten. Wir schlendern etwas durch und lassen uns treiben! Wir fühlen uns angekommen!

 

 

22.- 25. April

Am nächsten Morgen erkundeten wir etwas die Stadt und sind nochmals durch den immensen Basar geschlendert. Es macht riesigen Spass hier das echte iranische Leben zu beobachten. Nach einem wunderbaren Cappuccino in unserem Lieblingscafe um die Ecke muss erstmal die Wolle vom Kopf. Der Coiffeur gibt sich unheimlich Mühe und ich bin über das Resultat sehr positiv überrascht. Und das für gerademal 2 Fr. Sowieso verblüffen uns die Preise hier immer wieder positiv. Am grössten ist die Ueberraschung immer beim Tanken und Zigaretten kaufen. Der Liter Benzin kostet hier gerademal 7,5 Rp!!! Einmal volltanken kostete bis in die Türkei regelmässig rund 100 Fr. Hier sinds rund 3-5 Fr und die 60 Liter sind drin. Auch die Zigaretten kosten hier keine 40 Rp die Packung. Eine Uebernachtung im Hotel kostet rund Fr. 30 und ein schönes Essen für 2 Personen rund Fr. 10.

Für noch grössere Verblüffung als die Preise sorgt die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen hier. So zum Beispiel Ali. Ein älterer Herr mit einer Nähmaschinenreparaturwerkstatt. Er spricht uns auf der Strasse an und bittet darum, dass wir mit ihm Tee trinken. Er hat sich Englisch selbst beigebracht und freut sich unheimlich, dass westliche Touristen mit ihm einen Tee trinken und etwas in sein Gästebuch schreiben (10 Bücher hat er schon gefüllt). Auch bei jeder Sehenswürdigkeit kommen wir kaum dazu den Eintritt selbst zu zahlen. Immer gibt es ein paar Iraner die sich geehrt fühlen uns den Eintritt zu zahlen (und das immer ohne Hintergedanken, viele können nicht Englisch und wir können uns nichtmal richtig bedanken). Vielfach an der Kasse heisst es dann: "You no pay! He pay!" Es ist uns fast schon etwas peinlich. Auch die Autobahnmaut mussten wir noch nie bezahlen. Die netten Kassierer sagen immer "you tourist, you no pay!" Auch alle Polizeikontrollen lächeln uns an und lassen uns immer durch. Falls wir unseren Ausweis trotzdem mal zeigen müssen, werden wir zum Teetrinken auf die Polizeistation eingeladen. Es ist sowieso alles sehr entspannt hier. Man sieht kaum Abfall rumliegen, die Leute hier sind sehr freundlich und entgegenkommend, Aggressionen oder laute Stimmen hört man kaum und auch die Polizei oder das Militär ist kaum präsent (ganz im Gegensatz zur Türkei, wo alle 10 km eine Polizeikontrolle steht). Wir sind jetzt schon eine Woche im Land und haben noch nie ein mulmiges oder unsicheres Gefühl gehabt. Das einzige was hier gefährlich ist, ist der Verkehr. Es werden eigentlich kaum Regeln eingehalten und man muss immer höllisch aufpassen. Aber bisher haben wir es ohne Kratzer geschafft.

Natürlich haben wir auch wieder einige schöne Sachen besucht. Zum Beispiel Kandovan, eine Stadt im Tuffstein. Forscher glauben, dass sich hier das Paradies von Adam und Eva befunden haben muss. Ebenfalls atemlos machte uns die Ausgrabung von Takhte soleiman. Dieses Zentrum der zoroastrischen Religion rund um einen warmen Kratersee auf 2200 m.ü.M. gebaut, hat heute noch eine immense Ausstrahlung. Die Perser haben schon wunderbare Städte 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung gebaut. Zu einer Zeit als bei uns noch alle in Höhlen lebten.

Am nächsten Tag sind wir dann zu den unheimlich farbigen Bergen rund um Zanjan gefahren. Die wie mit Farbbändern durchzogenen Bergrücken sehen sehr fotogen aus. Wir haben uns satt gesehen, Kurdistan ist unheimlich schön.

 

 

26.- 29. April

Wir fahren weiter nach Hamedan. Eine schöne, saubere und aufgeräumte Stadt. Die grosszügigen Fussgängerpassagen mit dem Bazar begeistern uns. Die Reise führt uns weiter zum Relief von Bisotun.  Im nahen Zagrosgebirge suchen wir uns einen idyllischen Zeltplatz. Kaum dort angekommen werden wir wiederum von iranischen Familien "belagert". Sie sind alle unheimlich an uns interessiert, laden uns zu sich nach Hause ein, machen Selfies und beschenken uns mit Früchten. Bis wir das Zelt endlich aufstellen können wird es dunkel. Wir erreichen am nächsten Tag Shush. Und endlich kann ich mein persönliches Highlight besuchen: Das Grab des Propheten Daniel. Es ist unheimlich prunkvoll ausgestattet und der Schrein ist mit vielen Ornamenten geschmückt. Der Ort strahlt eine unheimliche Kraft aus.

Nach einer weiteren Nacht im Zelt (Zeltplätze gibt’s im Iran übrigens kaum, daher sind alle unsere Zeltplätze wild) erreichen wir Shushtar. Eine zauberhafte Stadt die über 6000 Jahre alt ist. Und das kann man auch sehen und spüren. Wir besuchen das Hydrauliksystem mit welchem dutzende Mühlen angetrieben wurden und bummeln durch die Stadt. Unser Glück ist, dass wir auf die gut englischsprechende Saraf und ihre Mutter treffen. Sie kennen hier alles und auf dem anschliessenden Stadtbummel kommen wir an Orte, die eigentlich Touristen nicht zugänglich sind. Nach einem köstlichen traditonellen Essen machen wir noch eine Bootsfahrt den Karun aufwärts. Und geniessen die äusserst grüne und fruchtbare Vegetation am Fluss. Am Abend werden wir zu ihnen nach Hause eingeladen. Es gibt Hühnchen am Spiess, Yoghurt mit Gurke und selbstgemachten Schnaps. Wir fühlen uns wiedermal im Paradies.

 

 

30. April - 5. Mai

Die Nacht in Shushtar verbringen wir in einem wunderschönen traditionellen Hotel mit paradiesischem Innenhof. Gut gestärkt machen wir uns auf in Richtung Süden. Dabei passieren wir ein weiteres Weltwunder. Die Choqa Zanbil ist eine Backstein-Pyramide die bereits rund 2600 Jahre auf dem Buckel hat. Und sie sieht heute noch besser erhalten aus als manche 30-jährige italienische Brücke. Wir sind schon wieder sprachlos ab dieser genialen Leistung weit vor unserer Zeit. Die Weiterfahrt nach Ahvas und dann Richtung Shiraz wird wiedermal zur Knochenarbeit. Wir fahren hunderte Kilometer durch flaches Marschland mit duzenden Oelquellen, die ihr Erdgas mit hoch lodernden Feuern in die karge Landschaft abfackeln. Rund hundert Km vor Shiraz wird die Landschaft wieder bedeutend reizvoller. Wir passieren schöne Flüsschen mit Eichenwäldern und Feldern voller Mohnblumen. Bald ist ein ebenes Plätzchen gefunden und wir stellen unser Zelt auf. Es geht nicht lange und wir werden von mehreren Familien "belagert". Alle wollen wissen woher wir kommen (sie kennen anscheinend weder das CH-Zeichen noch das Schweizer Kreuz auf unserer Nummer). Wir geben geduldig Auskunft und werden mit Kartonguezlis und Früchten beschenkt. Gerade als unser lecker Abendessen fertig ist (es gibt zum 10. mal Spagetti mit Thomatensauce und Thun) kommt noch eine Hochzeitsgesellschaft auf Besuch. Sie wollen in unser Zelt klettern (das haben sie hier im Iran noch nie gesehen) und machen sich auf unseren Campingstühlen  breit und machen Fotos und Selfies. Wir müssen Sie beinahe fortschicken, damit wir unsere Spagetti nicht kalt essen müssen. Wir kommen uns hier im Iran manchmal wie etwas im Zoo von der falschen Seite vor. Wir werden dauernd für Fotos uns Selfies herumgereicht und jeder will mit uns aufs Bild. Wir freuen uns jeden Tag sehr über die Begeisterung und "offenen Arme". Wir geniessen es, ihnen mit den Selfies eine kleine Freude zu bereiten. Auf diese Art können wir unsere Dankbarkeit für das warme Willkommen am besten ausdrücken. Es macht die Iraner unglaublich stolz, dass Leute aus Europa bis zu ihnen fahren, um ihr schönes und friedliches Land zu besuchen. Die Nacht ist ruhig und wir schlafen zufrieden ein. Am nächsten Morgen fahren wir die restlichen 80 km nach Shiraz. Wir kommen gegen Mittag an und checken in einem traditionellen Hotel ein. Das Zimmer ist günstig (gerademal 14 Euro) und die Gemeinschaftsbäder sauber. Wir verbringen den Tag in der Stadt der Rosen und geniessen die herrlichen Gärten und wunderschön gekachelten Moscheen. Im Basar-Restaurant gehen wir echt iranisch Essen und lassen uns durch das Gassengewirr treiben. Vor allem der Teppich-Basar hat es uns angetan. Die ausgestellten Seidenteppiche sind magisch und die Qualität lässt uns staunen. Gidi hätte seine helle Freude daran! Am nächsten Tag besuchen wir Persepolis. Der Regierungssitz von König Dareios ist sehr gut erhalten und die Architektur und Steinhauerarbeiten sind überwältigend. Am Nachmittag haben wir mit Daniel und Ghazal (Daniel ist der Bruder von Sadaf) abgemacht. Er zeigt uns nochmals ein paar verborgene Perlen von Shiraz und läd uns zur Uebernachtung zu sich nach Hause ein. Wir sagen zu und laden sie dafür zu einem feinen Abendessen ein (Kusi ist begeistert, er bekommt endlich ein Stück Fleisch auf den Teller, was hier im Iran gar nicht so einfach zu finden ist). Die Nacht in Daniels Studentenbude ist speziell, Kusi schläft auf einem Teppich in der Küche und ich auf dem zu kurzen Sofa. Aber die Dusche am nächsten Morgen ist dafür herrlich. Wir machen uns weiter auf den Weg Richtung Kerman. Die Landschaft auf den nächsten 500 km ist wieder ziemlich eintönig, einzig ein rot schimmernder Salzsee bringt etwas Abwechslung. Rund 100 km vor Kerman wird die Landschaft wieder bergiger und grüner. Auf einem kleinen Hügelchen schlagen wir unser Lager auf und plündern unsere restlichen Vorräte. Wir bleiben gleich zwei Nächte und unternehmen eine kleine Wanderung in den Felsen. Der Sternenhimmel ist unbeschreiblich!

 

 

6. Mai - 10. Mai

Kerman wartet auf uns. Wir besuchen gleich als erstes den zauberhaften Basar. Die Basargewölbe sind sehr schön und wir lassen uns stundenlang treiben. In einem kleinen Restaurant gibt es einen wunderbaren Cappuccino und zum Essen "Dizi". Das ist ein leckerer kurdischer Eintopf der mit dem Mörser zerstampft wird. Wir lieben es!! Wir finden ein gemütliches traditionelles Hotel und geniessen die Veranda. Am nächsten Tag wird es dann ernst für unseren alten Ländy. Wir fahren in die Wüste. Zuerst müssen wir jedoch über das Gebirge und mit 2700 m.ü.M. erreichen wir den höchsten Punkt. Von da an geht es abwärts und mit jedem Meter steigt die Lufttemperatur. Ja wir sind in der heissesten Wüste der Welt angekommen. Diese Wüste ist nicht mit weichem Sand gelegt sondern besteht vorwiegend aus knochenhartem salzigem Untergrund. Wir lassen es uns nicht nehmen und peitschen den Ländy durch das unwegsame Gelände bis die Kühlertemperatur Richtung roter Bereich anzeigt. Wir beschliessen in der Wüste zu übernachten, finden einen geeigneten Platz und stellen das Zelt auf. Zum Znacht gibt es Härdöpfelwürfeli mit Zwiebeln und Aubergine. Gerade als es dunkel wir, bekommen wir nochmals Besuch. Andrea und ihre iranische Freundin, die wir tags zuvor in Kerman kennen gelernt haben, sind mit ihrem Taxifahrer ebenfalls noch unterwegs. Wir machen in unserer Expressomaschine einen feinen Kaffee und sitzen lange zusammen uns tauschen unsere Erfahrungen über Iran aus. Es tut richtig gut wiedermal Schweizerdeutsch zu sprechen. Die Nacht wird stürmisch und das meine ich auch so. Rund um uns zucken Blitze, zwar weit weg, aber immerhin und der Wind zerrt stundenlang am Zelt. Zudem kühlt es auch in der Nacht nicht unter 30 Grad ab. Schlafen geht anders! Wir freuen uns aufs Frühstück, werden aber von so vielen Insekten belagert, dass wir ohne Kaffee zuerstmal einen "ruhigeren Frühstücksplatz" suchen. Den finden wir auch und geniessen das Frühstück mit Ei, Joghurt mit Früchten, Toastbrot, Butter, Honig, Frischkäse und Lavazzo-Kaffee. Herrlich!

Wir fahren zurück durch das Gebirge richtung Rayen und sehen uns die grösste Lehmburg der Welt an. Faszinierend, alles aus Lehm, mehrstöckig. Geht natürlich nur hier, wo es nie regnet! Auf dem Weg schauen wir uns noch einen schönen persischen Garten an und übernachten in Mahan. Hier finde ich auch einen Barbier und nach 4 Wochen kommt endlich der Bart runter! Am nächsten Tag freuen wir uns auf das nächste Top-Highlight. Die Höhlenwohnungen von Meymend sind seit jahrtausenden ständig bewohnt und wir tauchen wieder in eine andere Welt ein. Wir beschliessen unser Zelt gleich hier aufzuschlagen und geniessen den Sonnenuntergang. Wir finden sogar noch etwas trockenes Holz und sitzen stundenlang am Feuer und schwelgen in neu gewonnen Eindrücken. Die Nacht ist sensationell ruhig und gut ausgeschlafen nehmen wir die 300 km nach Yazd unter die Räder. Yazd ist eine grosse Stadt mitten in der Wüste. Nach Unesco ist es eine der ältesten Städte der Welt. Wir tauchen ein in eine Stadt voll aus Lehmbauten und lassen uns die Sehenswürdigkeiten durch einen Guide erklären. Hier ist das Zentrum der Zoroastriker, einer Religion die vor rund 3500 Jahren entstanden ist, und wohl die erste war, die nur einen Gott kannte. Und der Spruch: "also sprach Zarathustra" dürfte wohl jedem bekannt sein. Wieder sind wir sprachlos, nicht zu ersten mal und ganz sicher auch nicht zum letzten mal.

 

 

11. Mai - 16. Mai

Wir fahren von Yazd weg, direkt in die Wüste. Auf unserem Weg nach Isfahan kommen wir bei Nain vorbei. Wir fahren in die kleine Wüstenoase und beschliessen gleich hinter dem Städtchen in den Bergen zu campen. Es ist eine sternenklare Nacht und wir können die Milchstrasse (da weit und breit kein Licht) stundenlang beobachten. Die nächste Etappe führt uns nach Isfahan. Wir finden gleich beim ersten Versuch ein zauberhaftes traditionelles Hotel. Eine richtige Oase. Wir bleiben für 2 Tage in Isfahan. Wiederum schaffen wir es kaum, alle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Der Basar hier ist wirklich wunderschön und der grosse Platz rund um die Masjed-e Shah-Moschee ist einfach zauberhaft. Die Moscheen sind hier so reich bemalt und gekachelt, dass der Prunk schon fast die Augen blendet. Das meiste was hier verkauft wird, wird tatsächlich gleich hinter dem Basar von Hand hergestellt. Wir klappern eine Werkstätte nach der anderen ab und schauen den Handwerkern interessiert zu. Dann müssen wir noch Geld wechseln. Zu unserem grossen Erstaunen bekommen wir für einen Euro 170'000 Rial. Noch vor 3 Wochen haben wir 140'000 Rial bekommen. Die Inflation ist schon schlimm hier, sie ist fast schon galoppierend. Ueberhaubt sehen wir langsam in diesem schönen und friedlichen Land auch einige Schattenseiten des Systems. Nicht nur, dass die Geldentwertung auf die Stimmung drückt, es gibt auch immer mehr (vor allem junge Leute) die mit uns über ihre Perspektivelosigkeit und das Gefühl von Unfreiheit reden. Wir können mit den jungen gut ausgebildeten Iranern nur mitfühlen. Viele hoffen auf einen Systemwechsel und möchten am liebsten nach Deutschland auswandern. Das iranische Regime stellt aber nicht jedem einen Pass aus und zum Teil sind auch die Hürden der Einwanderungsländer viel zu hoch. Auch die Schweiz ist für die Iraner ein unerreichbares Ziel.

Unser nächstes Ziel ist Teheran. Auch hier gibt es wieder viel zu besuchen und zu bewundern. Nach einem Besuch auf dem grössten Basar Irans, besuchen wir den Golestan-Palast und staunen über den Reichtum der ehemaligen Herrscherfamilien. Auch ein Besuch bei der ehemaligen US-Botschaft haben wir eingeplant. Wir lassen uns über die Studentenrevolte und die Belagerung der Botschaft informieren. Zum Abschluss des Tages geht es auf den Milad-Turm, der über 300 m hoch ist. Mit dem Lift (Schindler!) geht es in 50 Sek. zur Aussichtsplattform. Der Ausblick auf die 10 Mio.-Stadt ist atemberaubend und am Horizont können wir den Damavand (5600 m hoch) im Abendlicht sehen! Morgen geht es Richtung Elbrus-Gebirge und wir freuen uns jetzt schon auf eine weitere Nacht unter klarem Sternenhimmel.

 

 

17. - 21. Mai

Gut gestärkt verlassen wir Teheran. Wir wollen so nahe wie möglich an den Darmavand ran. Auf der Karte haben wir einen See entdeckt und wollen dort völlig ungestört campen. Wir haben mittlerweile Mühe uns zu merken, welchen Tag wir heute gerade haben und haben völlig vergessen, dass heute Freitag ist! Bei den Iranern ist das der Sonntag. Als wir beim See angekommen sind, sind hunderte teheranische Familien am picknicken. Wir machen trotzdem eine kleine Wanderung und beschliessen uns zuersteinmal einen Kaffee zu kochen. Natürlich bleiben wir nicht lange unbemerkt und die Picknick-Familien rund um uns beginnen sich für uns zu interessieren. Wir lernen wieder viele nette Leute kennen und wir werden mit Güggeli, Mais vom Grill und Wassermelonen beschenkt. Markus kann es nicht lassen, den Besuchern  zu verraten, dass ich heute Geburtstag habe. Alle wollen gratulieren und es gibt sogar noch einen selbstgebrauten Schnaps zum Anstossen. Die Leute hier sind so herzlich, unglaublich! Gegen Abend reisen alle wieder ab nach hause und wir sind bald alleine. Wir suchen uns einen schönen Campingplatz direkt unter dem Darmavand und geniessen den sternenklaren Himmel. Am nächsten Tag machen wir eine Wanderung auf 3300 müM und besuchen die heissen Quellen gleich neben unserem Zeltplatz. Wir bleiben für eine weitere Nacht. Tags darauf reisen wir weiter durch das Elbrus-Gebirge und finden an einem Fluss einen schönen Campingplatz. Wir machen ein Beetli-Feuer und finden es etwas schade, dass wir nichts zum grillen haben. Obwohl wir abseits der Strasse und Dorf campen bleiben wir nicht  unbemerkt. Ein Fischer und sein Freund gesellen sich zu uns. Trotz minimalen Englisch-Kenntnissen und unseren wahrlich schwachen Farsi-Kenntnissen gelingt eine spannende Konversation. Bald schon haben die beiden Besucher ein paar Güggelibeine besorgt und wir grillieren gemeinsam in die Nacht hinein. Einfach herrlich! Die nächste Etappe ist ein Härtetest für den LandRover. Markus prügelt den alten Kumpel über einen Pass, wir erreichen ohne Probleme 3128 müM. Rekord für den LandRover, so weit oben war er noch nie! Die Nacht verbringen wir in Qasvin. Diese Stadt an der ehemaligen Seidenstrasse hat einen wunderschönen Basar und eine riesige Karavanserei. Wir bummeln etwas durch die Stadt und essen wiedermal lecker Dizi! Der nächste Tag ist schon fast so wie arbeiten. Der grosse Service am Landy ist fällig, unsere iranische Autoversicherung muss erneuert werden und auch die Internetkarte läuft bald ab. Nebenbei können wir am Basar unsere Vorräte wieder aufstocken. Wir sind nun fit für unser nächstes Abenteuer: Durch das Alamuttal an das Kaspische Meer, rund 100 km Strassen ohne Asphalt, dafür Berge mit Wölfen und Bären!

 

 

22. - 26. Mai

Wir sind etwas nervös heute! Das Alamut-Tal ruft und wir machen uns auf den Weg. Das Alamut-Tal ist wohl das wildeste und unberührteste Tal in ganz Iran. Die ersten 100 km geht’s stetig aufwärts. Bald haben wir 2000 müM erreicht und es kommt Nebel auf. Wir quälen uns über den 2400 m hohen Pass ohne genau zu wissen, wo die Strasse lang führt und wo sie abrupt endet. Doch es ist wie durch den San Bernardino zu fahren… dahinter wird das Wetter besser. Bald schon strahlt der Himmel wieder blau.  Wir fahren in den Grand Canyon von Iran. Rote hohe Felswände, dazwischen ein enges Tal mit wildem Fluss, nur mit dem Unterschied, dass man mit dem Auto durchfahren darf. Wir geniessen die wunderschöne Landschaft mit wilden Blumen in allen Farben. Es ist so schön, dass wir beschliessen unser Nachtlager hier aufzuschlagen. Wir finden viel trockenes Holz und können auf dem Glutberg unsere Steaks (je 350 gr) perfekt grillen. Wir sitzen noch stundenlang am Feuer und beobachten den überwältigenden Sternenhimmel. Die Nacht ist perfekt ruhig und mit einem kräftigen Frühstück mit Ei, Joghurt, Nüssen, Früchten, Toastbrot, Butter, Honig und einem starken Kaffee machen wir uns auf den Weg in Richtung Pichebon. Unterwegs treffen wir auf unsere Freunde Peshman und Seide. Wir haben beide vor einer Woche am Darmavand kennen gelernt und uns schon damals verabredet. Peshman hat einen alten Toyota Landcruiser und hat für uns extra 2 Tage frei genommen. Er spricht perfekt englisch und kennt die Strecke über die Berge ans Kaspische Meer wie seine Westentasche! Wir sind froh, dass er uns begleitet. Denn jetzt kommt der Pass aller Pässe. Die Stecke ist bald schon nicht mehr asphaltiert und wir fahren an Schneefeldern vorbei, durch Wildbäche hindurch und spüren wie selbst beim Landrover auf der schlammigen Piste alle 4 Räder durchdrehen. Es geht Spitzkehre um Spitzkehre bergauf und schon lange konnten wir nicht mehr in den 2. Gang schalten. Nach rund 2 Stunden Schinderei haben wir es dann geschafft! Wir sind auf 3'200 müM angekommen. Wieder ein neuer Rekord für uns alle 3. Sowohl die beiden Fahrer wie auch der Landrover sind noch nie so hoch gefahren. Oben kochen wir uns einen leckeren Kaffee mit der italienischen Expressomaschine und ruhen etwas aus! Denn wer glaubt, es sei jetzt geschafft irrt gewaltig!! Denn jetzt geht es von 3'200 auf 500 müM runter auf engen, glitschigen und unbefestigten Naturstrassen. Wir benötigen ganze 4 weitere Stunden bis wir wieder sicheren Asphalt unter den Rädern haben. Alle 3 sind wir völlig kaputt und müde. Peshman kennt ein gutes Nachtlager in einem Waldstück am Fluss. Wir schlagen ein. Seide hat so viel Essen mitgebracht, dass wir heute selbst nicht kochen müssen. Es gibt feine Hühnerfleischspiesse mit Reis und Tomaten. Und das alles sensationell exotisch gewürzt. Soooo fein! Stundenlang quatschen wir noch über unsere Erlebnisse und Peshman gibt uns wertvolle Tipps für die Weiterfahrt. Am nächsten Morgen, nach einem gemeinsamen ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns schweren Herzens. Die beiden haben wir echt lieb gewonnen. Peshman muss wieder zurück nach Teheran, seine Arbeit ruft. Bereits in Qazvin hat uns ein sehr erfahrener Guide verraten hat, dass es in dieser Gegend eine heisse Quelle geben soll. Wir fahren also wieder von der asphaltierten Strasse weg und fahren rund 20 km auf einer äusserst ausgewaschenen Strasse bis es nicht mehr weitergeht. Und tatsächlich nach 3 Min Fussmarsch entdecken wir die kleine Höhle mit angenehm temperierten Wasser. Wir gesellen uns zu den paar Einheimischen dazu und lassen das warme Wasser unseren Rücken entspannen. Auf der Rückfahrt passierten wir dann mehrere Familien beim picknicken. Eine Familie wollte uns partout nicht durchfahren lassen und bestand darauf, dass wir uns zu ihnen setzen. Es gab wieder leckere Güggeli und selbstgebrauten Schnaps. Die Gegend hier am Fluss hat uns so gut gefallen, dass wir unsere Pläne wiedermal verworfen haben und gleich hier unser Nachtlager suchten. Es war wie campen im Märchenwald!! Erst am nächsten Tag schafften wir noch die restlichen Km bis ans Kaspische Meer. Wir strecken unsere Füsse ins Wasser und Kusi rauchte zuerstmal einen Stumpen. Die Nacht wollten wir wiedermal in einem Hotelzimmer mit eigener Dusche und Klimaanlage verbringen. Wir fuhren also weiter nach Rasht und bummelten etwas durch die Stadt. Ein bisschen Wehmut kommt auf… Es ist unser 2. letzter Tag im Iran.

 

 

27. Mai - 3. Juni

Die Zeit rennt uns förmlich davon. Schon eine Woche her, seit wir unseren letzten Blog geschrieben haben. Es ist viel geschehen, also der Reihe nach. Nach Rasht sind wir in das kleine schmucke Bergdorf Masuleh gefahren und sind durch die schmalen Strassen geschlendert. Die Häuser sind am Hang förmlich aufeinander gebaut, so dass das Dach des unteren Nachbarn jeweils der Vorplatz des oberen Hauses ist. Danach haben wir uns einen schönen Campingplatz am Kaspischen Meer gesucht und gefunden. Kusi ist noch ins Meer baden gegangen, und prompt vom Bademeister ermahnt worden, da seine Badehosen zu kurz waren. Natürlich hatten wir auch diesmal wieder keine Chance selbst zu kochen, die iranische Familie nebenan hat uns gleich zum Dinner eingeladen. Am nächsten Morgen war es dann soweit, Adieu Iran! Die letzten 100 km an die Aserbaidschanische Grenze laufen rund. Nochmals voll auftanken und alle Kanister mit Sprit füllen. Mit etwas mulmigem Gefühl nähern wir uns dem Zoll. Viele Iraner haben uns vorab vor den korrupten Polizisten in Aserbaidschan gewarnt. Der Zoll gleicht einem Kriegsgebiet, man spürt dass die beiden Länder das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben. Die Ausreise aus dem Iran ist gut organisiert, wenn man auch insgesamt an drei Büros irgendwelche Sachen erledigen muss. Die 4 Aserbaidschanischen Zöllner erwarten uns schon und lassen uns in die riesige Halle fahren. Wir sind wohl das einzige Auto dass heute die Grenze passieren will und so haben die 4 Mannen viel Zeit für uns. Sie wollen dann auch wirklich alles sehen. Wir räumen den ganzen Wagen aus, müssen das Dachzelt aufstellen (sowas haben sie noch nie gesehen!) und wollen alles über Kusis Drohne wissen. Diese wird dann auch ordentlich verplombt, da diese Dinger in ihrem Land verboten sind. Zuletzt schnüffelt noch ein Rex über alles, er findet aber auch keine Drogen. Nach rund 2 Stunden haben wir es dann geschafft, die Zöllner lassen uns durch. Wir sind erleichtert. Nach Georgien sind es rund 700 km. Wir möchten heute so weit wie möglich an die Georgische Grenze kommen, damit wir nach einer Uebernachtung früh morgens an der Grenze stehen. Es wird wiedermal ein Kilometerfressertag. Wir schaffen rund 600 km. Die Uebernachtung in Gäncä im 5-Sterne-Hotel haben wir uns redlich verdient. Am nächsten Morgen schwofen wir noch ein bisschen durch die sovjetrussisch geprägte Stadt und nehmen die letzten 100 km unter die Räder. Die ganze Aufregung über die korrupten Polizisten war vergeblich, wir wurden nicht einmal angehalten, geschweige abgezockt. Auch die Ausreise geht ohne Probleme! Alles voll seriös und korrekt! Und dann sind wir in Georgien, wir fahren weiter bis Tiflis. Dort freuen wir uns schon auf ein kühles Bier, das erste seit sechs Wochen. Tiflis hat eine wunderschöne Altstadt die am Abend super belebt ist und hunderte kleiner Restaurants und Souvenirläden warten auf Gäste. Der Kontrast zu Iran kann kaum grösser sein. Wir sind zurück im Westen! Den ganzen nächsten Tag haben wir für Tiflis reserviert und besuchen wunderschöne georgische Kirchen, fahren mit der Seilbahn auf die Stadtmauer und gehen auf Entdeckungstour durch die Altstadt. Auch auf die georgische Weinkultur freuen wir uns schon. Es wird allgemein angenommen, dass das Gebiet um Armenien und Georgien vor rund 8000 Jahren die Herstellung von Wein "erfand". Es soll hier Weinstöcke geben, die so alt sind, dass ihr Stamm einen Meter Durchmesser hat. Wir kaufen ein paar Flaschen Rotwein, da wir die nächsten Nächte wieder im Outback verbringen wollen. Wir haben uns die Russische Militärstrasse vorgenommen, die am Kazbegi vorbeiführen und auf über 2500 m gehen soll. Die Fahrt geht ohne grosse Probleme, wir erreichen Stepanzminda und können uns am fast wolkenlosen Kazbegi erfreuen. Ein wunderschöner Berg und über 5000 m hoch. Die georgischen Kirchen in seinem Umland strahlen eine wunderbare Stimmung aus. Schnell ist ein Zeltplatz in einem Seitental gefunden. Der Ausblick ist herrlich, Schneeberge, grüne Wälder, klarer Fluss und Schafherden. Nach einer schönen Wanderung am nächsten Tag nehmen wir uns die Weinstrasse Richtung Osten vor. Die Strasse ist sehr abenteuerlich und wir werden auf den Naturstrassen richtig durchgeschüttelt. Auf einem Weingut verkosten wir die leckeren Säfte. Nun sind wir weiter nach Kutaisi gefahren und möchten die nächsten 3 Tage durch das Gebirge nahe der Russischen Grenze ans Schwarze Meer fahren. Wir wissen noch nicht ob die Naturstrasse fahrbar ist, bis gestern war sie wegen Regenfällen gesperrt. Wird sicher wieder spannend.

 

 

4. Juni - 10. Juni

Etwas nervös machen wir uns trotz der Passsperrung auf nach Mestia. In Kutaisi werden nochmals die Vorräte aufgefüllt. Auf unserem Weg in den Kaukasus machen wir noch Halt in Gelati. Wir haben zwar schon einige schöne Kirchen in Georgien gesehen, aber diese uralten Malereien in dieser Kirche lassen wir uns nicht entgehen. Die Fotoapparate laufen wieder heiss. Die Strasse nach Mestia beginnt ganz harmlos. Einzig der wilde und ungezähmte Fluss in diesem engen Tal lassen erahnen, wo wir hinwollen. Mestia liegt knapp an der Russischen Grenze im Kaukasusgebirge mit Bergen über 5000 m hoch.  Wir schaffen die ersten 100 km locker bis die Asphaltstrasse endet. Die Naturstrasse ist von den Regenfällen in den letzten Tagen völlig ausgewaschen. Wir kriechen im 1. Gang über die Holperstrecke und schaffen in 3 Stunden gerade noch 15 km. Völlig durchgeschüttelt und geschafft parkieren wir den Landy auf einer Betonbrücke. Da es so gut wie keinen Verkehr gibt beschliessen wir, unser Zelt gleich hier aufzuschlagen. Diese Entscheidung war goldrichtig! Kaum ist das Zelt aufgestellt und das Fleisch auf dem Feuer geht ein Gewitter auf uns nieder, dass es in sich hat! Die Nacht verbringen wir zwar trocken im Zelt auf sicherem Untergrund aber die Geräuschkulisse des Wildbaches raubt uns den Schlaf. Als wir am nächsten Morgen auf unserer Brücke frühstücken, kommt uns ein Geländefahrzeug von oben entgegen. Der freundliche Fahrer ist ortskundig und bestätigt uns, dass die Passüberquerung wegen Lawinenabgängen unmöglich sei. Wir müssen wohl umkehren! Wir lassen uns die Laune deswegen aber nicht verderben und bestaunen auf der Rückfahrt die Turmhäuser, die die Bevölkerung als Schutzburgen vor herannahenden Russischen Truppen gebaut haben. Durch die geänderte Route zum Schwarzen Meer kommen wir am Okaze Canyon vorbei. Diese Schlucht ist sehr  spektakulär und kann durch eine abenteuerliche Eisengalerie durchwandert werden. Die Ausblicke in die tiefe, fast senkrechte Schlucht sind eindrücklich. Ein paar km weiter oben gibt es reizvolle Wasserfälle zu bestaunen. Nach einem erfrischenden Bad im klaren Flüsschen campen wir auch gleich dort. Eigentlich ein wunderschöner Zeltplatz doch die wilden Hunde rund um unser Auto bellen die halbe Nacht und lassen uns lange nicht schlafen. Wir fahren weiter ans Schwarze Meer und übernachten nochmals in einem bequemen Hotel in Batumi. Morgen wollen wir ja in die Türkei einreisen und wollen fit sein. Batumi am Schwarzen Meer ist ein quirliges Zentrum mit Altstadt und vielen Weinshops. Wir besuchen alle und füllen unsere Alkoholvorräte nochmals kräftig auf! Am nächsten Tag klappt der Grenzübertritt in die Türkei problemlos. Wir fahren gleich weiter in das Landesinnere und sind bald schon in Ayder, einem kleinen herzigen Bergdorf auf 1800 m Höhe, mit freundlichen und netten Türken. Ein Zeltplatz ist schnell gefunden. Auch bei den Türken muss man eigentlich nie selber kochen, da man dauernd eingeladen wird. Auch diesmal sind die 3 Kurden, die ihre Güggelischenkel auf dem Feuer grillen, gerne bereit mit uns zu teilen. Herrlich! Am nächsten Tag machen wir eine 4 stündige Wanderung und besuchen Almen, Bergdörfer und riesige Blumenfelder. Die Nacht möchten wir am Schwarzen Meer verbringen. Wir fahren also die 50 km hinunter an die Küste und finden einen schönen Stellplatz gleich am Meer. Die Nacht ist unvergesslich ruhig (obwohl die Türkei Frankreich im Fussball geschlagen hat), einzig das sanfte Meeresrauschen wiegt uns in den Schlaf. Am nächsten Morgen gehen wir noch vor dem Frühstück im Meer schwimmen. Die Wassertemperatur ist sehr angenehm bei 23 Grad. Nach dem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf, das berühmte Felsenkloster Sumela zu besuchen. Dieses Kloster klebt förmlich am Felsen und ist mehr als eindrücklich. Morgen wollen wir an der Schwarzmeerküste weiter Richtung Heimat fahren und peilen Samsun an, berühmt für die schönsten Strände an dieser Küste.

 

 

11. Juni - 18. Juni

Der Reiseführer hat nicht gelogen. Die Strände hier am Schwarzen Meer sind tatsächlich wunderschön. Und immer fast menschenleer. Die nächsten Nächte können wir getrost auf ein Hotel verzichten. Wir fahren jeden Tag ein paar km und peilen dann einer dieser wunderschönen  Buchten an. Dann heisst es Landy gerade positionieren, Zeltaufstellen, Holzsuchen und Abendessen kochen. Und natürlich zwischendurch immer mal wieder ins Wasser!Wir lassen uns treiben und lassen alles ruhig angehen. Eine willkommene Abwechslung ist die Begegnung mit den 2 französischen Jungs, die mit ihren Bikes auf dem Weg von Vietnam nach Frankreich sind. Wir diskutieren stundenlang unsere Erlebnisse. Auch der Besuch der beiden wunderschönen Städte Amasra und Sinop sind unvergesslich. Es ist schon fast wie in Cinqueterre, nur viel sauberer und günstiger. Wir sind jetzt schon 12 Tage an dieser Küste und langsam geht uns die Zeit aus. Wir wissen, dass wir noch rund 2000 km  bis nach Hause haben. Heute werden wir die Meere wechseln und fahren Richtung Troja an das Mittelmeer bevor wir dann nach Griechenland einreisen, wo die Fähre nach Vendig auf uns wartet. 

 

 

19. Juni - 27. Juni

Die Route nach Troja führt uns an Bursa vorbei. Wir sind rund 300 km gefahren und müssen übernachten. Wir suchen uns ein Hotel und gehen etwas in die Stadt bummeln. Und wieder ist es eines dieser kleinen Wunder, wenn man nichts ahnend einen interessanten Spot entdeckt. Diese Stadt, von der wir (und wahrscheinlich alle unsere Leser) noch nie was gehört haben, nimmt uns in ihren Bann. Die Altstadt ist zauberhaft, der Basar äusserst lebhaft und alle begrüssen uns herzlich. Wir schlendern durch die alten Gewölbe und essen das erste mal auf unserer Reise einen echten Döner. Super lecker! Die Servicecrew besteht darauf, dass sie Fotos von uns machen dürfen und stellen diese sogleich auf Instagram! Wir kaufen noch etwas Granatapfel-Balsamico (wir werden ihn vermissen) und lassen uns noch zwei Gläser mit feinem Honig abfüllen. Auch die letzte Gelegenheit ein echtes türkisches Haman zu besuchen, lassen wir nicht aus. Wir geniessen die feuchte Hitze und lassen uns nochmals richtig durchkneten (Markus hat jetzt noch Rückenschmerzen vom der harten Massage). Die Weiterfahrt nach Troja ist unspektakulär. Dafür entschädigt uns diese magische  Stätte mit einer einzigartigen Atmosphäre. Die Ruinen dieser zigtausend Jahre alten Stadt sind zwar arg zerfallen, aber man spürt das dies ein ganz besonderer Ort ist. Jeder kennt die Geschichte von Troja, doch einmal auf diesem Hügel zu stehen und die Geschichte von Homer auf sich einwirken zu lassen ist unbeschreiblich. Wir suchen uns einen schönen Uebernachtungsplatz direkt an den Dardanellen. Wir werden dieses völlig unproblematische wilde Campen ohne Verbote zurück in unserer überorganisierten Heimat sicher noch lange vermissen. Der Grenzübertritt nach Grichenland läuft aalglatt. Von früheren Reisen kannte ich die Insel Thassos. Dieses kleine Juwel im Mittelmeer besticht durch wunderschöne Stände mit kristallklarem Wasser und dem weltweit weissesten Marmor, den schon die Römer abgebaut haben. Ein Zeltplatz ist schnell gefunden, Christos ein Hotelmanager den ich schon seit Jahren kenne lässt uns am Hotelstand campen, die Duschen und WC's dürfen wir gratis benutzen. Nicht ganz selbstverständlich, wurde doch sein 4*Hotel dieses Jahr zum besten auf der Insel gewählt. Per Zufall ist auch noch Helmuth ein österreichischer STILL-Kollege auf der Insel. Er hat einen Bootführerschein. Wir mieten uns für einen Tag ein Motorboot und klappern die malerischen Buchten ab. Dabei können wir auch die ausgezeichnete Griechische Küche geniessen. Zig kleine Tellerchen mit verschiedenen Leckereien (Fisch, Peperoni, griechischer Salat, gerollte Weinblätter, Muscheln, Gritamos und vieles andere). Nach drei Nächten packen wir unser Zelt zusammen (der Abschied von Christos war herzlich) und peilen die Meteoraklöster an. Diese wie Adlerhorste auf Sandsteinfelsen gebaute Klöster sind einzigartig. Vor allem bei Sonnenuntergang ist die Szenerie überwältigend. Unsere Reise geht langsam zu Ende. Wir beschliessen den letzten Tag etwas zu machen, dass wir die letzten 3 Monate nie gemacht haben, nämlich nix! Einfach einen zauberhaften Strand suchen mit herrlich klarem warmen Wasser und Füsse ausstrecken!

"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen" sagt Göthe. Wir sind sicher nicht gescheit, aber ganz bestimmt gescheiter als vor unserer traumhaft schönen Reise.

Wir haben unendlich viel erlebt, herzliche Menschen kennen gelernt uns so viel über unsere Kultur erfahren. Diesen wertvollen Schatz tragen wir nun mit uns und kein Geld kann diesen Schatz aufwiegen! Daniel und Markus mit Landy

Iranreise 2019